Der Turnverein Suhl

Gründung

Anfang des 19. Jahrhunderts verbreitete sich das Turnen vor allem durch die Turnväter Friedrich Ludwig Jahn und Johann Christoph Friedrich GutsMuths in ganz Deutschland. In Folge dieser Bewegung wurde auch in Suhl eine Bürgerschule mit Turnplatz eingerichtet, auf der die Jungen sich im Turnen üben sollten. Auch für die Mädchen wurde das Turnen vom damaligen Turnlehrer Nauk eingeführt. Jahn besuchte Suhl Anfang der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts und ermahnte die Lehrer zur „eifrigen Weiterführung des Turnens“ in Suhl. Nach einigen Jahren des freien Turnens unter verschiedenen Turnlehrern wurde der Wunsch nach einem Verein immer lebhafter.

Am 27. August 1861 wurde deshalb der Turnverein Suhl, als erster Sportverein in Suhl, gegründet. Als Gründer gelten Alfred Bornmüller, W. Doelecke, Alfred Fahr, Gerhard Grüber, Hugo Knabe, Oskar Liezke, Friedrich Lotz, Waldemar Ludwig, Justin Meffert, Aktuar Meinhold, Udo Meinhold, Alfred Schröder, Wilhelm Schuch und Karl Weih.

Erster Höhepunkt des Turnvereins war, nach der Gründung, 1862 das Stiftungsfest mit Fahnenweihe, Vielen Gästen und abendlichem Ball.

In den folgenden Jahren wuchs der Turnverein weiter an, sodass 1888 ein Grundstück gekauft werden konnte,auf dem bis 1892 eine eigene Turnhalle für den Verein gebaut wurde. 

1912 – 1933

Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, herrschte in Suhl, wie auch in ganz Deutschland, große Begeisterung und Euphorie. Um die in den Kriegsdienst eingezogenen Mitglieder zu unterstützen sammelte der Turnverein Geld und konnte 1917 1254 Unterstützungspakete ins Feld senden. Von den 160 Mitgliedern, die an den Fronten kämpften, starben 29 für „Kaiser und Vaterland“. Erstaunlich ist, dass trotz des Krieges die Mitgliederzahl um 200 gestiegen ist.

Nach der deutschen Niederlage und den Wirrnissen der Revolution, normalisierte sich das Vereinsleben ab 1919 wieder und der Turnverein wuchs immer weiter an. Beim Stiftungsfest 1921 wurde mit Stolz verkündet, dass im TV Suhl 930 Mietglieder erfasst sind. Diese sorgen auch in den folgenden Jahren für ein reges Vereinsleben und nahmen an vielfältigen Wettkämpfen teil. Erst 1930 verlor der Verein viele Mitglieder, wofür die schlechte wirtschaftliche Lage Deutschlands verantwortlich gemacht wurde.  

1933 – 1945

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933, führte 1936 zur Selbstauflösung der Deutschen Turnerschaft und der „Gleichschaltung“ der Turner mit dem nationalistischen Sportsystem „Reichsbund für Leibesübungen“. Trotz dieser Vereinnahmung wurde im Turnverein Suhl weiterhin rege Sport betrieben. Die Zusammensetzung und Gesinnung des Vorstandes und der Mitglieder ist aus den zugänglichen Unterlagen aber nicht zu entnehmen.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die Turner im wehrpflichtigen Alter natürlich auch eingezogen, von denen viele nicht zurückkamen.

1945 – 1990

Auch wenn einige der zurückgekehrten Männer den Sport nach Kriegsende wiederaufleben lassen wollten, war dies erst ab 1946 wieder möglich, nachdem die sowjetische Militär-Administration dies genehmigt hatte. Wer damals turnen wollte, musste eine „Sportberechtigungskarte“ haben, die auf Antrag von der FDJ ausgestellt wurde.

1948 wurde der Deutsche Sportausschuss gebildet und es entstanden die ersten „Betriebssportgemeinschaften“ (BSG). In Suhl entstanden zwei BSG mit Sektionen Turnen, die BSG „Motor Ost“ und die BSG „Medizin“.

1955 schlossen sich die beiden Gemeinschaften schließlich zusammen und erfüllten damit den lang gehegten Wunsch vieler Mitglieder. Es begannen Jahre, in denen vor allem die Leistungsturnerinnen durch ihre Ergebnisse für Aufmerksamkeit sorgten. Doch auch Kinder und ältere Turner trainierten dort weiterhin regelmäßig.

1957 wurde die DDR in den Internationalen Turnverband aufgenommen und konnte damit an internationalen Wettkämpfen und Meisterschaften teilnehmen. Da in Suhl seit über 100 Jahren erfolgreich geturnt wurde, wurde 1975 folgerichtig das „Trainigszentrum Turnen“ gebildet. Dessen Aufgabe war es, die talentiertesten Kinder zu sichten, zu trainieren und die Besten in der Regel nach Halle zur Jugendsportschule zu delegieren. Zunächst wurden dabei Mädchen und Jungen erfasst, bald jedoch konzentrierte man sich auf die Mädchen.

Das Training fand anfänglich in der Turnhalle der erweiterten Oberschule statt, wurde jedoch bald in das „Henneberger Haus“ verlegt. Diese Sporthalle ist bis heute das Domizil des Turnvereins Suhl und bietet vor allem den Vorteil, Geräte nicht ständig auf- und abbauen zu müssen.

1977 begann Ilona Müller nach Abschluss ihres Studiums an der DHfK Leipzig als TZ Trainerin in Suhl ihre Tätigkeit. 1979 kam mit Karin Riedel eine zweite DHfK Absolventin als Trainerin dazu. Es ist diesen Trainerinnen zu verdanken, dass das TZ Turnen Suhl bis zum Ende der Sportstrukturen der DDR einen guten Ruf hatte.

Wiedergründung 1990 bis heute

Im Jahr 1990 lösten sich die Strukturen des DDR-Sportes auf und es entstanden Sportvereine, Kreis- und Stadtsportbünde. Am 26. Juni 1990 wurde der Turnverein Suhl e.V. gegründet, in ihm vereinigten sich u.a. die Mitglieder der ehemaligen BSG Einheit Suhl, Stadtzentrum Suhl, Wohnkultur Suhl, der ASG Suhl-Goldlauter und der DFD-Gruppe WG 41 Suhl.

Als Vorsitzende des Vorstands wurde Heidemarie Schwalbe gewählt, welche bis 2022 in dieser Position blieb und in diesen 32 Jahren den Verein nachhaltig unterstützte und voranbrachte.

Der Vorstand war bemüht, den Übungsbetrieb der Altersklassen zu sichern. Die Kinder und Jugendlichen trainierten im Henneberger Haus, dezentral führten die Frauensportgruppen und den Sporthallen der Stadt Suhl ihre Übungsstunden durch.

Sportfreundin Karin Riedel ist auch nach der Gründung des Turnvereins für das Training im Kinder- und Jugendbereich verantwortlich. Durch ihr Engagement und die Qualität der Ausbildung wurde dem TV Suhl 2008 vom Thüringer Turnverband und Deutschem Turner Bund der Titel „Talentschule Thüringer Wald des DTV“ anerkannt.

Turnerinnen, die ihre Ausbildung im TZ in Suhl begonnen haben, blieben über Jahre dem Gerätturnen erhalten und bestimmten mit ihren Leistungen und ihrer Einstellung das Niveau in Thüringen mit. Sie bildeten eine Mannschaft in der 1. Landesliga und siegten zwischen 1998 und 2009 ununterbrochen zwölf Mal bei den Wettkämpfen. 

2011 feierte der Turnverein die große 150jahr Feier mit Schauturnen im Suhler CCS. 

Zwischen 2011 und 2019 nahmen Turnerinnen des TV Suhl wieder erfolgreich an den Landesliga Wettkämpfen in der ersten, zweiten und dritten Liga teil.

Die Corona-Pandemie 2020/21 zwang auch den TV Suhl, den Trainingsbetrieb einzustellen. Aber auch diese schwere Zeit konnte der Verein mit wenig Mitgliedereinbußen überstehen.

2022 steht ein neuer großer Umbruch für den Turnverein an. Heidemarie Schwalbe beendet ihre Tätigkeiten als Vereinsvorsitzende und übergibt diese Aufgabe Susanne Seidler. Auch Karin Riedel beendet ihre Tätigkeit als hauptamtliche Trainerin.


Dieser Beitrag ist keine genaue Chronik, sondern eine Zusammenfassung der Vereinsgeschichte, welche auf den Recherchen von Udo Dietz, Horst Erdmann, Ullrich Ledermann, Gerd Manig, Heidemarie Schwalbe, Karin Riedel, Harald Zehner und Joachim Oehler zu unserem 150jährigem Jubiläum beruht.